Das Stressmodell von Karasek wird auch Anforderungs-Kontroll-Modell genannt. Robert Karasek entwickelte im Jahre 1979 dieses Modell. Es ermittelt die Intensität der Reaktion von Stress anhand des Zusammentreffens von zwei Komponenten. Dies sind die Einfluss- und Kontrollmöglichkeiten auf die zu lösende Arbeitssituation sowie die quantitativen Anforderungen an die Person, die täglich arbeitet.
Mit diesen quantitativen Ansprüchen sind die psychischen Belastungen wie der Zeitdruck oder der hohe Arbeitseinsatz gemeint. Der Spielraum für die Entscheidung und die Kontrolle sind abgegrenzt durch die Möglichkeiten, etwas Neues zu erlernen, eigene Fähigkeiten zu entwickeln und autonom zu handeln.
Grundaussage
Das Stressmodell von Karasek besagt, dass der zur Verfügung stehende Spielraum bei der Entscheidung wichtig ist, um den möglichen Stress zu bewältigen, welcher sich durch gestiegene Anforderungen ergibt. In dem Modell des Rollenstresses nach Kahn wird der Stress als Resultat von Rollenkonflikten betrachtet. Diese können eine Folge der schwer zu definierenden Rollen entstehen, wie bei berufstätigen Eltern. Gleichsam argumentiert auch Caplan, welcher im Zusammenhang mit dem Person-Environment-Fit-Modell das Augenscheinliche ausspricht. So entsteht der Stress immer dann, wenn die Passung zwischen Person und Arbeit nicht gegeben wird. Auch das Ungleichgewicht zwischen er erbrachten Arbeitsleistung und der hierfür erhaltenen Entschädigung kann den Stress auslösen.
Die Inhalte des Anforderungs-Kontroll-Modells nach Karasek
Das Stressmodell von Karasek wurde im Jahre 1979 vom Amerikaner Robert Karasek eingeführt. So hat der Soziologe dieses Modell erschaffen, um Faktoren, welche im Arbeitsumfeld beanspruchend oder belastend sind, einzuschätzen. Außer der Einschätzung der Intensität der Arbeit dient das Modell auch der Förderung der Gesundheit bei der Arbeit.
Parameter des Stressmodells von Karasek
Zu den bedeutendsten zwei Parametern im Stressmodell von Karasek zählen die Anforderungen der Arbeit und die Eigenständigkeit am Arbeitsplatz. Diese Anforderungen und der Spielraum bei den Handlungen können zu hoch oder zu gering ausgeprägt sein.
Karasek nimmt außerdem an, dass die hohe Belastung am Arbeitsplatz lediglich dann erscheint, wenn die Anforderungen besonders hoch und der Spielraum für die Handlungen besonders gering ist. Ist die Autonomie des Arbeiters nicht hinreichend oder nicht vorhanden, dann entsteht das Gefühl einer großen Überforderung.
Außerdem geht der Soziologe davon aus, dass hohe Anforderungen am Arbeitsplatz einen Zustand mit starker Energie hervorrufen. Allerdings wird dieser Motivationsdruck bei zu geringer oder fehlender Autonomie des Arbeiters gehemmt und so entsteht das Stresssymptom. Dauerhaft können solche Stresssymptome Burn-out oder Depressionen hervorrufen.

Wissenschaftliche Untersuchungen
Die Studien über das Stressmodell von Karasek zeigen, dass steigende Anforderungen bei der Arbeit bei einem niedrigen Tätigkeitsspielraum die Gesundheit stark beeinträchtigen. Außerdem nehmen die Krankenstände zu und die Zeit der Dienstunfähigkeit verlängert sich. Die Betroffenen greifen deshalb oft zu Medikamenten. Untersuchungen zeigen außerdem, dass außer dem hohen Risiko von psychischen Erkrankungen auch das Risiko von Herzinfarkten ansteigt. Außerdem wirkt sich ein Ungleichgewicht eines hohen Arbeitspensums und zu niedrigem Tätigkeitsspielraum ablehnend auf den Fettstoffwechsel aus.
Die Idee beim Stressmodell von Karasek besteht darin, dass die arbeitsbedingte Anstrengung aus der Verknüpfung von zwei Dimensionen an Arbeitsinhalten abgeleitet wird. Dies ist die Dimension der Beschaffenheit und der Menge von Anforderungen an den Bediensteten (Arbeitsgeschwindigkeit, Arbeitsschwere und übermäßige Arbeit) und der Dimension der Kontrolle der Arbeitsaufgabe (Möglichkeit der Tätigkeitsausführung, Entscheidungsfreiheit, Weiterentwicklung von Fähigkeiten).
Folgen geringer Kontrolle
Mit geringfügiger Kontrolle über die Arbeitsprozesse und -inhalte gehen zwei psychologisch schwerwiegende Erfahrungen einher. Dies ist die Erfahrung eines geringen Entscheidungsspielraums und der damit verbunden geringen Autonomie des Arbeiters und die Erfahrung einseitiger und mangelnder Nutzung der persönlichen Begabungen.
Bezüglich der Stressentstehung sind nach diesem Modell jene Arbeitsplätze bedeutend, die gleichzeitig quantitativ hohe Ansprüche stellen und hierbei einen geringfügigen Entscheidungsspielraum gewähren. Dies heißt umgekehrt, dass unter der Bedingung der erweiterten Entscheidungs- oder Handlungsspielräume schwierige und herausfordernde Anforderungen nicht zu negativen Gesundheitsauswirkungen führen.
Neuartige Anforderungen, welche zugleich neue Möglichkeiten des Lernens bieten, können nach dem Stressmodell von Karasek unter hohen Kontrollmöglichkeiten erfolgsgesteuert arbeiten. Aktives Lernen wird immer dann ermöglicht, wenn lerntheoretische Spannungen und Zusammenhänge reduziert werden. So wirkt der gezeigte Zusammenhang nach Ansicht der Wissenschaftler außerdem noch leistungssteigernd und motivationsfördernd.
Eine hohe Zahl von Arbeitsplätzen ist heutzutage bestimmt durch hohe quantitative und psychomentale Anforderungen bei gleichzeitig niedriger Kontrolle über die Aufgaben und dem Ergebnis. Je niedriger die Position im Beruf ist, umso häufiger ist die kritische Kombination zu erwarten, wie zum Beispiel bei der altbewährten Fließbandarbeit, jedoch auch bei statusniedrigen und definierten Dienstleistungstätigkeiten.
Die Studien zum Stressmodell von Karasek
Studien
In den Studien zum Stressmodell von Karasek zeigte der Wissenschaftler, dass steigende Anforderungen bei der Arbeit bei abnehmendem Spielraum der Tätigkeit Beeinträchtigungen der Gesundheit zur Folge haben und der Verbrauch an Medikamenten und die Dauer der Arbeitsunfähigkeit zunehmen. Bei hinreichendem Tätigkeitsspielraum zeigen sich solche Wirkungen hingegen nicht. Karasek stellte außerdem in den Ergebnissen dar, dass Herzinfarktrisiken und Störungen im Fettstoffwechsel bei Gewährleistung der Tätigkeitsspielräume kennzeichnend seltener auftreten und psychische Beschwerden ebenfalls begrenzt werden. Der Einfluss der erlebten und erweiterten Tätigkeitsspielräume auf Anstrengung und die psychische Gesundheit wurde sicher nachgewiesen. Bei einer Untersuchung von Krankenschwesterarbeiten zeigten Glaser und Büssing, dass erweiterte Tätigkeitsspielräume mit hoher Arbeitszufriedenheit, verminderten Beschwerden und geringerer emotionaler Ermüdung zusammenhängen.
Umfrage
Eine Umfrage in der EU ergab, dass 68 Prozent aller Arbeitnehmer über einen Zeitdruck als Stress sowie 79 Prozent über Muskelschmerzen und Rückenbeschwerden klagen. Die primären Ursachen liegen hierbei nicht bei den ergonomischen Mängeln der Gestaltung. Vielmehr sind sie bei einem erduldeten Verlust von Autonomie bei der Arbeit zu suchen. Dieses zweidimensionale Muster im Stressmodell von Karasek ist vor geraumer Zeit um eine dritte Größe erweitert worden. Dies ist diejenige einer sozialen Unterstützung im Wirkungsbereich. Fehlt neben einer Kontrollierbarkeit ein sozialer Rückhalt bei der Arbeit, so ist mit verstärktem Stress zu rechnen. Die Verknüpfung von einem hohem job strain und einer geringen sozialen Unterstützung benannten Hall und Johnson als „isolated high strain“. Studien zu Folge senkte die hohe Ausprägung dieses Merkmals die Wahrscheinlichkeit für Herz-Kreislauf-Erkrankungen im Alter.
Die Anforderungen des Stressmodells
Anhand einer zweidimensionalen Skala im Stressmodell von Karasek lassen sich Quadrate definieren. Diese zeigen, in welcher Gruppierung der Gewichtungen der zwei Komponenten sich welche Beanspruchungen im Beruf ergeben.
Wenn erhöhte Anforderungen mit geringer Kontrollierbarkeit des Arbeitsinhalts und -ablaufs gekoppelt sind, entsteht mit großer Wahrscheinlichkeit auch der Stress. Sind beide Ausmaße in der Ausprägung vorhanden, so ist die Wahrscheinlichkeit für eine Entstehung von Erkrankungen erheblich erhöht. Jene Konstellation benennt Karasek als „Job-Strain“. Untersuchungen haben bewiesen, dass ein Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen deutlich erhöht ist. Solche kardiovaskulären Risikofaktoren wie beispielsweise Bluthochdruck und hohe Blutfettwerte sind um den Faktor 7,2 höher.
Eine Verbindung von hohen Anforderungen und der Kontrolle ist die gesundheitsförderlichste Konzession, da sie die Ressourcenbildung begünstigt. Die persönliche Fähigkeit, mit diesen Situationen umzugehen, konzentriert sich in dem Fall. Solche Situationen werden zudem als positive Herausforderung betrachtete.
Als dritter Faktor im Stressmodell von Karasek lässt sich die soziale Unterstützung anfügen. Jenes Konzept des sozialen Schutzes hat in den vergangenen zehn Jahren den Einzug in die Organisations- und Arbeitspsychologie gehalten. Ein sozialer Rückhalt ist eine bedeutende Ressource für die Bewältigung von Stress und die Prävention von Empfindungsstörungen.
Anforderungs-Kontroll-Modell nach Karasek

Der Stress im Job und die Ausführungen von Karasek
Mit Theorell und Karasek, die in den 1980er-Jahren mit der Entwicklung eines Jobstressmodells anfingen, wurde das Thema nicht nur als theoretisches Modell behandelt. Auch wurde zum ersten Mal der Versuch unternommen, den Stress im Job durch einen Fragebogen zu messen. Etwa fünfzehn Jahre später legte der Medizinsoziologe Siegrist ein weiteres Modell vor. Dieses unterscheidet sich in einigen Bereichen von dem bis dahin verwendeten Modell nach Karasek. Die beiden Modelle und die Unterschiede sind signifikant. Die Modelle wurden gleich in mehrere Sprachen übersetzt und seit ihrer Vorstellung in Studien weiterentwickelt und verwendet worden.
Im Vergleich zu Faktoren wie dem systolischen Blutdruck oder der Zahl der täglich gerauchten Zigaretten ist der Stress ein schwierig zu bestimmender Risikofaktor. Um eine analoge Größe bei der Erfassung des Stresslevels im Job zu schaffen, ist es hilfreich, ein theoretisches Modell zu benutzen. Dieses theoretische Modell sollte bedingungslos von einem spezifischen Beschäftigungsverhältnis oder Arbeitsplatz die Besonderheiten von belastenden Situationen bei der Arbeit aufzeigen können. In den letzten Jahren wurden zur Erfassung des Stresslevels bei der Arbeit und zur Gleichsetzung von stressauslösenden Faktoren bei der Arbeit im wesentlichen zwei Modelle verwendet. Dies ist das Anforderungs-Kontroll-Modell nach Karasek und das Modell der beruflichen Gratifikationskrisen nach Siegrist.