Hobfolls Theorie der Ressourcenerhaltung

Theorie der Ressourcenerhaltung von Hobsfoll
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Was besagt die Theorie über Stress?

Stress betrifft alle Menschen mehr oder weniger. Dabei ist der Begriff Stress negativ besetzt, obwohl es sowohl positiven als auch negativen Stress gibt. Oft tritt Stress im Zusammenhang mit Arbeitsüberlastung, Zeitdruck, Verlusten und Hektik auf. Im Menschen entsteht durch Stress das Gefühl, bestimmte Aufgaben nicht mehr bewältigen zu können, zudem tritt oft eine innere Leere auf. Fortwährender Stress gilt als Überforderung und mindert das gesundheitliche Wohlbefinden und die Lebensqualität stark. Aber nicht immer macht Stress krank. So gibt positiver Stress dem Menschen Kraft und motiviert sie zu hoher Leistung. Hans Selye, der Begründer der Stressforschung, unterschied zwischen aktivierenden Stress und belastenden Stress, der auf Dauer den Menschen schadet. Die Frage in der Stressforschung ist demzufolge, wie Stress entsteht und wie der Mensch darauf reagiert.

Was besagt die Theorie der Ressourcenerhaltung

Es wurden und werden seit den 1920 Jahren verschiedene Stressmodelle aufgestellt, um den Stress und seine Folgen auf den Menschen grundlegend zu erforschen. Stress beeinflusst uns alle und kann die Gesundheit stark beeinträchtigen. Wir wissen seit den 40 Jahren des vorigen Jahrhunderts, das Stress uns krank macht. Die Stressforschung will nun herausfinden, welche Ursachen und Auswirkungen bestehen und wie Stress durch positive Mechanismen besser bewältigt werden kann. Die bekanntesten Stressforscher waren und sind Walter Cannon, Hans Selye, Susan Folkman Steinmann, Richard Lazarus und Stevan E. Hobfoll.

Inzwischen existieren diverse Theorien, Modelle und Möglichkeiten, um Stress besser definieren zu können und die Zusammenhänge zu verstehen. Eine dieser Theorien, die Theorie der Ressourcenerhaltung stammt von Stevan E. Hobfoll, die auf dem transaktionalen Stressmodell von Richard Lazarus beruht. Sie besagt, die Erhaltung der menschlichen Ressourcenerhaltung sind für jeden Menschen überlebensnotwendig. Er geht in seiner Theorie der Ressourcenerhaltung davon aus, dass Menschen, um ihre Gesunderhaltung zu schützen, immer danach streben, ihre eigenen Ressourcen und Fähigkeiten neu aufzubauen. Stress ist demnach der Verlust von Ressourcen.

Verlusterleben ist Stress

Nach Hobfoll ist das Verlusterleben Stress für den Menschen. Er definiert Stress als einen Verlust von Ressourcen, falls keine aktive Änderung der Situation herbeigeführt wird. Für Hobfoll machen verschiedene Ressourcen, über die der jeweilige Mensch verfügt, seine Identität aus. Die Theorie der Ressourcenerhaltung sagt daher aus, dass der Mensch immer bestrebt ist, diese lebenswichtigen Ressourcen zu erhalten oder weitere Ressourcen zu gewinnen. Daher auch die Motivation des Menschen, zu arbeiten, sich weiterzubilden und fortzuentwickeln, da er seine vorhandenen Ressourcen verbessern und erweitern möchte. Laut der Theorie der Ressourcenerhaltung von Hobfoll sind damit Ressourcen der bedeutendste Faktor, um Auswirkungen von Stress auf den Menschen richtig zu verstehen. Stress ist daher eine Reaktion auf die den einzelnen Menschen umgebende Welt.

Verlust ist Stress nach Hobfoll
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Hobfoll unterteilt in seiner Theorie der Ressourcenerhaltung die verschiedenen Ressource Formen in vier Ressourcen, die alle identitätsstiftend für den Menschen sind:

Bedingungsressourcen

Bedingungsressourcen sind die Lebensumstände eines Menschen. Hierzu gehören das Alter, die Staatsangehörigkeit, die soziale Rolle, der Gesundheitszustand und/oder der berufliche Status einer Person. Bedingungsressourcen genannt, weil eine Ressource die andere bedingt: Beispielsweise verdienen Menschen viel Geld durch hoch angesehene Tätigkeiten, wodurch ihnen mehr Geld zur Verfügung steht, dementsprechend können sie sich ein großes Haus oder ein Klassewagen leisten. Gute Lebensumstände führen aber noch weiter. Der Mensch kann sich nicht nur ein Haus, sondern auch eine Familie leisten.

Objektressourcen

Objektressourcen sind nach Hobfolls Theorie der Ressourcenerhaltung materiell-physische Dinge. Darunter fällt zum Beispiel ein Haus, das Auto oder die Kleidung und ihr Wert, der den jeweiligen Status aufzeigt.

Persönliche Ressourcen

In der Theorie der Ressourcenerhaltung zählen zu den persönlichen Ressourcen die Fähigkeiten einer Person, ihre Bildung und ihre persönlichen Eigenschaften. Denn diese persönlichen Ressourcen erleichtern oder erschweren die Stressbewältigung. Persönliche Ressourcen beeinflussen daher die Stressresistenz. Daher sind alle Charaktereigenschaften eines Menschen, wie Optimismus oder Pessimismus, seine Fähigkeiten und Fertigkeiten, seine Offenheit für Neues und Selbst-Wirksamkeit Ressourcen.

Energieressourcen

Energieressourcen stellen dabei die Quellen dar, um andere Ressourcen erwerben zu können. Zeit, Geld, Information und Wissen sind daher Energieressourcen. Sie sind laut der Theorie der Ressourcenerhaltung wichtig, um Stressprozesse zu bewältigen.

Allerdings haben Ressourcen unterschiedliche Werte. Während eine Person es schätzt und für erstrebenswert hält, verheiratet zu sein und Kinder zu haben, ist dies für andere Menschen wenig wünschenswert. Also hat das Verheiratet sein keinen Wert für diese Personen, somit ist diese Bedingung als Ressource wenig wertvoll. Trotzdem sollen durch Bedingungsressourcen weitere Ressourcen hinzugewonnen werden. Die Ressource beruflicher Status dient neben dem höheren Entgelt dazu, ein prestigeträchtigeres Auto und ein besseres Leben zu führen. Wobei auch sichere Lebensumstände den Entschluss forcieren, zu heiraten. So verbinden sich durch Bedingungen Ressourcen und ermöglichen Ressourcengewinne. Bedingungsressourcen benötigen Investition in anderen Ressourcen und können verloren gehen können, wie zum Beispiel bei einem Verlust des Arbeitsplatzes.

Die zwei Prinzipen

Hobfoll vertritt in seiner Theorie der Ressourcenerhaltung zwei Haupt-Prinzipien. Den Verlust und den Gewinn von Ressourcen. So sagt das erste Prinzip aus, das Ressourcenverluste stärker auf den Menschen wirken, wie der Gewinn von Ressourcen. Hobfoll glaubt, dass das Vermeiden von Verlusten deshalb wichtiger für den Menschen ist als das Streben nach Ressource Gewinnen, weil das Vermeiden Überlebenswert besitzt. In Studien hat sich gezeigt, dass bei Ressourcenverlusten Menschen stärker unter negativen Stress leiden. Gerade schwerwiegende Ereignisse, wie der Tod eines Ehepartners oder Arbeitsplatzverlust wirken viel schädlicher auf Menschen, wie ein Gewinn an Ressourcen durch eine bestandene Prüfung. Allerdings können sich Menschen gegen Verluste wappnen, indem sie sich in guten Zeiten einen Schutz an Ressourcen aufbauen.

Menschen mit weniger Ressourcen sind verletzlich gegenüber Verlusten. Oft ziehen Ressource Verluste weitere Verluste nach sich, da sich der Ressourcenpool verkleinert und somit weniger Ressourcen zur Verfügung stehen. Verluste häufen sich, es entsteht ein Kreislauf. Das Individuum bewältigt anstehenden Stress immer schlechter, die Verlustspirale beginnt sich zu drehen, die Motivation und die Leistung lassen nach. Es drohen weitere Verluste.

Das zweite Prinzip der Theorie der Ressourcenerhaltung besagt, dass Ressourcen investiert werden müssen, so kann sich der Mensch vor Verlust schützen und neue Ressourcen gewinnen.

Hobfoll Theorie der Ressourcen
Hobfoll Theorie der Ressourcenerhaltung

Die vier bewiesenen Sätze aus den zwei Prinzipen und die Schlussfolgerung daraus:

Es ist bewiesen, dass Menschen mit einem Ressourcen Pool weniger anfällig für den Verlust von Ressourcen sind, da der Verlust aufgefangen wird. Oft sind sie fähig, neue Ressourcen hinzuzugewinnen. Ressourcenarme Menschen trifft ein Verlust viel stärker.

Entwickelt sich eine Verlust-Spirale, führt dies zu weiteren Ressourcenverlusten. Der Mensch wird weniger resistent gegenüber weiteren Stresssituationen, damit erhöht sich der Wahrscheinlichkeit für weitere Verluste.

Eine Ressourcenbasis führt aber nicht nur zu einem Vorteil, da wir wissen, das Verluste schwerer wiegen. Die sogenannte Gewinn-Spirale erfordert mehr Einsatz.

Menschen mit wenig Ressourcen Potenzial sollten defensive Strategien zur Bewältigung anwenden, so schützen sie ihre bestehenden Ressourcen. Bewältigungsstrategien sind in der Theorie der Ressourcenerhaltung die Erhaltung gefährdeter Ressourcen, um die Verlust-Spirale aufhalten. Zudem sollten stabile Ressourcen ausgebaut werden. Weitere Klassifikationen in der Theorie der Ressourcenerhaltung von Hobfoll bieten die primären Ressourcen (Lebensmittel, Behausung und Kleidung), sie sichern das Überleben. Sekundäre Ressourcen wiederum sichern den sozialen Rückhalt (Partnerbindung oder Hoffnung). Eine Ressource baut auf der anderen auf. Tertiäre Ressourcen verbinden sekundäre Ressourcen und ermöglichen den Zugang zu ihnen.

Wie hilft die Theorie der Ressourcenerhaltung dem Menschen?

Der Kritikpunkt an Hobfolls Therorie der Ressourcen ist, dass Ressourcen nicht grenzenlos sind. Seine Theorie ist zu grundsätzlich formuliert, wodurch ihr Nutzen für die weitere Forschung nur wenig Bedeutung zukommt. Der Begriff Stress dagegen enthält alle Belastungen, die auf den Menschen einwirken, sei es von innen oder von außen. Stress beeinflusst das innere Gleichgewicht und versetzt einen Menschen in einen dauerhaften Zustand der Spannung. Je länger dieser Zustand andauert, desto gefährlicher wirkt er sich auf den Gesundheitszustand aus.