Bei Achtsamkeitsübungen handelt es sich um verschiedene Übungen, die dabei behilflich sein sollen, die eigene Aufmerksamkeit auf den aktuellen Moment und das jetzige Geschehen zu legen. Anstatt Gedanken ständig abschweifen zu lassen, soll stattdessen ganz bewusst in der Gegenwart, also im Hier und Jetzt gelebt werden.
Ursprünglich stammen Achtsamkeitsübungen aus dem Buddhismus. Doch mittlerweile sind derartige Übungen auch in unseren europäischen Breiten sehr beliebt geworden und dienen hauptsächlich der Stressbewältigung. Darüber hinaus kommen diese Trainingseinheiten auch physiotherapeutischen Zwecken zugute, sodass dadurch psychische Erkrankungen und Leiden, wie Depressionen, Zwangsgedanken oder Ängsten gelindert werden können.
Die Achtsamkeit kann sich auf verschiedene Bereiche richten. Dazu zählen die Atmung, die Umgebung, Gefühle, Gedanken, Sinneswahrnehmungen (Hören, Sehen, Fühlen, Schmecken), Körperwahrnehmung und Alltagssituationen. Somit ist das Feld der Achtsamkeit sehr breit, weshalb es viele verschiedene Möglichleiten des Trainings gibt.
Doch da die Übungen auch ganz einfach in den Alltag eines jeden einzelnen integriert werden können, werden hier nun im Folgenden einige Übungen für ein stressfreies Leben vorgestellt und genauer ausgeführt. Doch zuvor wird genauer ausgeführt, warum Achtsamkeitsübungen tatsächlich gegen Stress helfen.
Warum helfen Achtsamkeitsübungen gegen Stress?
Immer mehr Ergebnisse wissenschaftlicher Studien, vor allem aus dem Bereich der Neurowissenschaft, belegen die tatsächliche Wirkung der Achtsamkeitsübungen gegen Stress.
Die größte Ursache des empfundenen Stresses liegt nicht in den Dingen und Geschehnissen, die von außen auf uns einwirken, sondern in unserem eigenen inneren Ankämpfen gegen fiktiven Stress. Das bedeutet, dass Stress selbst geschaffen wird. Wenn du nun also lernst, achtsam und bewusst mit dem eigenen Stress umzugehen und diesen möglichst zu kontrollieren, wird man diesen als weniger belastend empfinden. Durch diese Übungen akzeptierst du den Stress und beendest deinen inneren Widerstand gegen ihn, wodurch das Leben nicht mehr so negativ beeinflusst wird.
Ein weiterer Grund für die Effizienz der Übungen für einen stressfreieren Alltag liegt darin, dass die beste Medizin gegen Stress Gelassenheit und Ruhe sind, welche Grundlage aller Übungen sind. Dadurch lassen sich sogar Verspannungen in Rücken und Nacken lösen und minimieren Probleme der Schlaflosigkeit. Die Linderung all dieser psychischen und physischen Leiden bedingt direkt ein positiveres Selbstgefühl, wodurch das Leben nicht mehr so schlecht und stressig erscheint.
Außerdem entsteht durch die bewusste Betrachtung der Schönheit der Umgebung ein unbeschreibliches Glücksgefühl, wodurch das eigene Glück des Lebens geschätzt wird. Das unterstützt ein optimistischeres Denken und Wahrnehmen der Umwelt, sodass das Stress-Grenze steigt und Herausforderungen entspannter angegangen werden können.
Doch damit diese Übungen der Achtsamkeit tatsächlich erfolgreich für einen stressfreieren Lebensstil sorgen, muss bei der Herangehensweise folgendes beachtet werden: Es sollten in keinem Fall vorab zu ehrgeizige übertriebene Ziele gesetzt werden, die nicht erfüllt werden können, da dies deutlich mehr Stress aufbaut, als eigentlich abgebaut werden sollte. Entgegengesetzt das darf die Intensität und Ernsthaftigkeit der Ausübung allerdings auch nicht zu niedrig sein und dich zu wenig fordern, denn dann bleibt der gewünschte Erfolg ebenfalls aus.
18 verschiedene Achtsamkeitsübungen
Es gibt zahlreiche verschiedene Arten der Übungen zur Achtsamkeit, welche sich auf unterschiedliche Aspekte konzentrieren.
Damit du einen Überblick darüber erhältst und genau weißt, wie diese genau ausgeübt werden und was dabei beachtet werden sollte, werden hier nun 18 verschiedene Übungen geschildert.
1. Der Atem-Anker

Diese Übung schult eine ganz bewusste Atmung.
Du stehst oder sitzt mit komplett aufrechtem Rücken und entspannst dabei aber die Schultern ganz bewusst. Nun schließt du deine Augen und legst die Hand knapp über den Bauchnabel. Die Übung besteht darin, dass du deine komplette Aufmerksamkeit auf die Atmung richtest. Denn durch die Nase atmest du tief in den Bauch ein. Mit der Hand auf dem Bauch merkst du dabei, wie die Luft mühelos in den Körper einströmt und sich dein Bauch weitet. Die Luft verteilt sich im ganzen Körper. Beim Ausatmen spürst du dann, wie sich die Bauchdecken wieder senkt, dass die Luft aus dem Bauch durch die Nase ausströmt.
Diese Übung wiederholst du ganz bewusst 10 mal hintereinander. Am Tag empfiehlt es sich diese Atem-Übung bis zu dreimal durch zu führen, zum Beispiel immer nach den drei Hauptmahlzeiten.
Der Sinn dieser Übung liegt in der zentralen Bedeutsamkeit des Atems für die Entspannung und Achtsamkeit, denn das Stresslevel steht in direkter Verbindung mit der Atmung. Durch bewusste Atmung kann somit stressfreieres Handeln erzielt werden.
2. Der Achtsamkeits-Starter-Boost

Wie der Name der Übung schon erkennen lässt, soll dadurch die Aufmerksamkeit zum Start in den Tag fokussiert werden.
Statt direkt nach dem Aufwachen aufzustehen bleib noch 2 bis 3 Minuten mit geöffneten Augen im Bett liegen. Betrachte dabei, was sich über dir befindet, zum Beispiel die Zimmerdecke. Anschließend richtest du dich auf und setzt dich an die Kante deines Bettes. Hierbei achtest du je 2 Minuten zunächst auf deine Atmung (Geschwindigkeit, Luft-Temperatur, Atmung in Brust oder Bauch), anschließend auf deinen Körper (angenehmes oder verspanntes Körpergefühl) und als drittes auf deine Emotionen und Gedanken (ohne Bewertung).
Diese Übung führst du täglich nach dem Aufwachen durch und dauert etwa 8 Minuten.
Durch diese Durchführung kannst du anschließend mit einer inneren Ruhe und viel Entspannung stressfrei in den Tag starten. Denn die meisten richten ihre Aufmerksamkeit nach dem Aufwachen direkt auf die Neuigkeiten ihres Handys, was so Stress durch die Informationsverarbeitung verursacht.
3. Kenne deinen Körper

Oft wird der eigene Körper nur bei Schmerzen und Unzufriedenheit wahrgenommen. Dem soll diese Übung entgegenwirken.
Du kannst dich entweder hinsetzen, stehen oder auch liegen. Wichtig ist nur, dass die Wirbelsäule gerade und aufrecht ist. Nun konzentriere dich auf lediglich ein Körperteil, welches du frei wählen kannst, und bewege dies langsam und bedacht. Überlege dir, wie es sich anfühlt und welche Muskeln die Bewegung unterstützen. Danach konzentriere dich auf den ganzen Körper, indem du deine Körperhaltung überdenkst.
Solltest du etwas mehr Zeit haben, kannst du alternativ, statt auf nur ein Körperteil den Fokus zu legen, eine Reise durch den Körper machen. Dabei gehst du von Kopf zu Fuß. Starte also beim Kopf mit dem Haaransatz, der Stirn, den Augenbrauen, der Nase und gehe so punktuell weiter bis zu deinen Zehenspitzen.
Diese Übung dauert entweder 2-3 Minuten oder bei der längeren Variante der Reise durch den gesamten Körper etwa 10 Minuten.
Durch Forschungen wurde belegt, dass durch Beachtung des eigenen Körpers nicht nur Entspannung erzeugt wird, sondern auch diverse Prozesse der Heilung beschleunigt werden können.
4. Der 3 Minuten Taucher

Breche aus deinem typischen Alltag aus und nehme dir in einer beliebigen Situation 3 Minuten Zeit. Während dessen betrachtest du den aktuellen Moment, sei es im Büro, beim Kochen, oder im Garten. Fokussiere dich auf all deine Sinne: Gerüche, Geräusche, Optik, Gefühle und Geschmäcker, die in der aktuellen Umgebung wahrzunehmen sind. Dadurch trainierst du deine Sinne und schärfst sich dadurch. Anschließend gehen tief in dich und achte auf deine Gedanken. Dabei sollen eventuell positive oder negative Gedanken ebenfalls nicht bewertet, sondern lediglich wahrgenommen werden.
Zu empfehlen ist es, sich zur Erinnerung an diese Übung einen Wecker zustellen. Nach Möglichkeit auch mehrere Male an einem Tag. Denn dadurch nimmst du verschiedene Situationen war. Auch solche, in denen du normalerweise auf Grund von Stress oder Unzufriedenheit nicht an diese Übung denken würdest.
Durch diese Übung gelingt es aus dem alltäglichen Gedanken-Chaos zu entkommen und durch Entspannung und bewusste Wahrnehmung der Situation und Umgebung die eigentliche Schönheit zu erkennen.
5. Ein Bissen Achtsamkeit

Bei dieser Übung soll tatsächlich die Achtsamkeit auf das Essen gelegt werden.
Hier sollen ebenfalls alle Sinne auf die Mahlzeit gerichtet werden. Und nun soll sich nicht nur wie typischer Weise auf den Geschmack konzentriert werden, sondern zunächst auf den Geruch und die Optik (Konsistenz, Form und Farbe) des Essens. Dies kann je nach Zeit bei jedem Bissen getan werden, oder lediglich bei den ersten 2 oder 3.
Als Zusatz kannst du auch Wasser sehr achtsam trinken. Denn die Flüssigkeit bewirkt durch kalte Temperatut oder Prickeln ein ganz besonderes Gefühl auf der Zunge und im Hals. Du kannst quasi spüren wie du durch das Wasser von Innen belebt wirst.
Diese Übung solltest du am besten bei jeder Mahlzeit durchführen.
Denn viele Menschen beachten und schätzen ihr Essen gar nicht wirklich und schlingen dieses mit einer enormen Geschwindigkeit in sich hinein. Doch dabei besagt ein Sprichwort aus dem Buddhismus eigentlich, dass achtsames Essen die Grundlage für achtsames Leben ist und dies einen guten Lebensstil bewirkt.
6. Digitale Schweige-Stunde

Bei dieser Übung geht es darum dem eigenen oft sehr hohen digitalen Medien-Konsum eine Pause zu gönnen.
Dies funktioniert recht einfach wie folgt: Schalte zu einer beliebigen Zeit am Tag alle digitalen Medien, wie Computer, Tablett, Fernseher, Handy und Telefon für eine Stunde komplett aus. Empfehlenswert ist es diese digitale Schweige-Stunde entweder direkt nach dem Aufstehen oder vor dem ins Bett gehen zu machen. Denn zu diesen Zeitpunkten ist die Übung für dich am effektivsten und nützlichsten und du kannst morgens stressfrei und achtsam in den Tag starten oder entspannt und schneller am Abend einschlafen.
Falls die eine Stunde für dich eine zu große Herausforderung darstellt, kannst du alternativ auch zunächst mit 20 Minuten beginnen und dich allmählig steigern, bis dir eine Stunde gelingt.
Der Grund der Sinnhaftigkeit dieser Übung liegt darin, dass die Menschheit durch die aktuelle Vielfalt an digitalen Angeboten komplett überreizt ist und dies für die Sinnwahrnehmung eine permanente Stressbelastung ist. Um die innere Ruhe also wieder zurückzugewinnen, ist es nötig, sich ab und zu eine komplette Auszeit für eine Stunde zu nehmen.
7. Nutze die Wartezeit

Ja, genau richtig gehört! Bei dieser Achtsamkeitsübung sollst du die meist nervigen Wartezeiten, wie zum Beispiel an roten Ampeln, an der Kasse im Supermarkt, oder im Wartezimmer beim Arzt sinnvoller ausgestalten, als sich darüber zu ärgern und somit den Körper dem Stress auszusetzen.
Stattdessen sollst du dir beim Warten deiner Gefühle, wie Ungeduld, Nervosität, oder Langeweile bewusst werden. All diese negativen Gedanken sollst du nun durch positives Denken beseitigen. Mache dir selbst klar, dass das Warten gar nicht so schlimm ist und konzentriere dich auf schöne Ereignisse, die im Laufe des Tages noch auf dich zu kommen.
Diese Übung kannst du immer und überall machen, wo durch Warten negative Energie und Gereiztheit in dir hochkommt.
8. Führen lassen

Hierbei handelt es sich um eine Partner-Übung.
Oft wird die Schönheit beim Spaziergang in der eigenen Umgebung, die bereits sehr gut bekannt ist, gar nicht mehr wahrgenommen und geschätzt. Dem soll diese Übung entgegenwirken.
Bei einem Spaziergang lässt du dich mit geschlossenen Augen durch einen Partner deiner Wahl führen. Dies schult nicht nur das Vertrauen, sondern vor allem auch die Sinneswahrnehmung. Denn Geräusche und Gerüche werden viel deutlicher wahrgenommen. Auch der Weg unter deinen Füßen wird spürbarer. Ihr könnt auch eine kurze Pause machen, bei welcher dir ein Gegenstand aus der näheren Natur gegeben wird, welchen du ertasten kannst. Anschließend könnt ihr die Rollen tauschen.
Die eigene Umgebung ist meist schöner, als man sie im Alltag erlebt, wenn man sich ihr bewusst wird. Dies produziert Glücksgefühle.
9. Punktgenau zielen

Diese Übung wird ebenfalls mit einem Partner ausgeübt und dient der Verbesserung der eigenen Körperwahrnehmung.
Während du die Augen schließt berührt dich die andere Person sanft an einer beliebigen Körperstelle mit dem Finger. Nun sollst du möglichst genau diese Stelle mit geschlossenen Augen selbst an deinem Körper antippen. Dieses Vorgehen wird einige Male wiederholt. Anschließend können wieder die Rollen getauscht werden.
Als Alternative, um diese Übung zu erschweren, können zwei verschiedene Stellen am Körper gleichzeitig angetippt werden.
Diese Übung sollte regelmäßig durchgeführt werden, um tatsächlich eine Verbesserung der Körperwahrnehmung zu erreichen.
Durch die pure Konzentration auf die Berührung, kommst du ganz zu dir und deinem Körper und vergisst das Geschehen um dich herum.
10. Schritt für Schritt

Hierbei wird die Aufmerksamkeit komplett auf das Gehen gerichtet.
Egal ob du dich in einem Zimmer bewegst oder im Freien spazieren gehst, wichtig ist, dass du deine volle Aufmerksamkeit auf jeden einzelnen Schritt legst. Nimm den Rhythmus war, indem du Fuß vor Fuß setzt und spüre dabei den Boden unter deinen Füßen. Dabei kannst du versuchen ganz bewusst zunächst die Ferse aufzusetzen und dann den Fuß bis zu den Zehen abzurollen.
Als Variante könntest du auch deine Art des Gehens ändern, indem du die Füße anders aufsetzt, zum Beispiel nur mit Fersen-Berührungen, oder auf den Fußinnen- oder Fußaußenkanten.
Diese Übung kann jeder Zeit ganz nach Belieben ausgeführt werden.
Der Sinn dieser Übung liegt darin zu schätzen, dass man zwei Beine zum Gehen hat. Meist wird dies nämlich als selbstverständlich angenommen, beziehungsweise es wird einem erst bewusst, wenn man an einer Krankheit oder Einschränkung leidet.
11. Abweichen und Ändern von Gewohnheiten

Diese Übung kannst du ganz einfach in deinen Alltag integrieren.
Denn du wählst eine ganz alltägliche Situation aus, welche du immer nach dem gleichen Ablauf und Schema durchführst. Doch bei dieser Übung führst du die Handlung diesmal ganz bewusst anders aus. Ein gutes Beispiel hierfür ist das Zähneputzen. Hierbei kannst du einfach die Hand wechseln. Zunächst wird es sich sicherlich sehr ungewohnt und komisch anfühlen. Doch dies bewirkt, dass man seine eigenen Handlungen deutlich bewusster wahrnimmt und nicht in die Typischen Automatismen verfällt.
Denn durch das bewusste und achtsame Ausführen von Tätigkeiten, wird man sich selbst auch immer bewusster und man lebt nicht wie ein Roboter in einer gefühlslosen Hülle.
12. Wu Wei

Dieser Begriff mit der Verbundenen Praxis des bewussten Nichts-Tun stammt aus dem Daoismus, was eine chinesische Praktik ist.
Dies ist eine der einfachsten Übungen. Denn egal wo du dich befindest, nimm die ganz bewusst fünf Minuten Zeit und setze oder lege dich hin. Das einzige, was hierbei wichtig ist, ist das keinerlei Ablenkungen möglich sind. Ansonsten musst du auf gar nichts achten, sondern lediglich das Nichts-Tun genießen.
Diese Übung kann täglich wiederholt werden und im Laufe der Zeit wirst du merken, dass es dir immer leichter fallen wird und du diese bewusste Auszeit mehr genießt.
Denn der Alltag der meisten Menschen ist pausenlos durchgetaktet, sodass nur wenige Momente zum Durchschnaufen vorhanden sind. Dieser Lebensstil ist für den Körper sehr anstrengend und stressig! Durch diese Übung wirkst du der Hektik entgegen und nimmst dein Leben durch stressfreie Momente deutlicher wahr.
13. Langsam wie eine Schnecke

Effizienz mit einer hohen Schnelligkeit ist eins der wichtigsten Grundprinzipien der heutigen Gesellschaft. Die folgende Übung ist das komplette Gegenteil zu diesem Prinzip. Denn sie legt Wert auf die Langsamkeit.
An einem beliebigen Tageszeitpunkt kannst du versuchen alle Dinge ganz bewusst sehr, sehr langsam auszuführen. Zu Beginn kannst du diese Langsamkeit für fünf Minuten erproben und erleben. Im Laufe der Durchführungen kannst du die Zeitdauer steigern, bis zu einer dir angenehmen Dauer.
Dadurch, dass du die Dinge langsamer vollziehst, schenkst du ihnen deine volle Präsenz und Aufmerksamkeit. In der Langsamkeit liegt der Auslöser, um Stress und Anspannung zu reduzieren.
14. Die 3er Combo

Dass Achtsamkeit bereits bei kleineren alltäglichen Handlung beginnt, wurde in den vorherigen Übungen bereits gezeigt, doch diese Übung unterstreicht die in besonderer Weise.
Denn bei dieser Übung suchst du dir drei beliebige, kleine Tätigkeiten, die du alltäglich und häufiger erlebst oder durchführst. Diese oft banalen Situationen sollst du ganz bewusst erleben und dich nur darauf fokussieren. Ein Beispiel hierfür könnte es sein, beim Verlassen des Hauses zunächst ganz bewusst drei Atemzüge zu nehmen. Eine weitere Situation könnte das achtsame Schließen der Toilettendeckels sein. Oder alternativ könnte auch der Fokus bei einer roten Ampel ganz bewusst auf die intensive Farbe gelegt werden. Anhand dieser Beispiele ist zu erkennen, dass Achtsamkeit in den kleinen Dingen des Lebens beginnt und überall umsetzbar ist.
Diese Übung sollte konsequent in den drei gewählten Situationen durchgeführt werden, um so die Achtsamkeit ganz gezielt zu schulen.
15. Mini Mundus

Hierbei geht es darum, dass du dich lediglich auf einen ganz kleinen Teil der Welt konzentrierst.
Suche dir deshalb ein Objekt deiner Wahl, bestmöglich aus der Natur. Dies könnte ein Blatt, ein Stein, ein Schneckenhaus oder ein Grashalm sein. Betrachte und bestaune dies ganz genau. Drehe es, um tatsächliche alle Seiten wahrnehmen zu können und die genaue Struktur mit ihren Besonderheiten zu sehen. Du kannst den Gegenstand auch sowohl aus der Nähe als auch aus der Ferne betrachten. Nachdem du die gesamte Optik mit Linien, Ecken, Unebenheiten und Farben begutachtet hast, kannst du anschließend deinen Tastsinn einsetzen und das Material erspüren, ob es eher weich, hart, glatt oder faserig ist.
Hierfür kannst du dir einige Minuten Zeit nehmen. Du kannst die Übung bei jeder Gelegenheit beliebig oft wiederholen.
Oftmals übersehen Erwachsene die Schönheit der Welt im Kleinen. Kinder praktizieren dieses Vorgehen recht oft und beschäftigen sich intensiv mit kleinen Gegenständen aus der Natur. Nehmen wir uns also ein Vorbild an den Kindern!
16. Dein Finger als Highlight

Wähle einen beliebigen deiner Finger aus und sehe ihr die ganz aufmerksam und genau an. Welche Besonderheiten beim Fingernagel, bei der Knochenstruktur oder der Beschaffenheit deiner Haut fallen dir auf? Dabei solltest du außerdem deine Gefühle und Gedanken wahrnehmen und sortieren.
Dies ist eine der einfachsten Übungen, die man zu jeder Zeit durchgeführen kann, da sie weder besonders zeitaufwendig ist, noch benötigt man irgendwelche besonderen Materialien.
Diese Übung ist ein gutes Beispiel dafür, dass Achtsamkeit ohne Materialien, sondern mit dem eigenen Körper trainiert werden kann und zeigt gleichzeitig auch, dass wir sonst diesen Kleinigkeiten, wie unserem eigenen Finger viel zu wenig Beachtung schenken.
17. Stille Nacht

Nun legen wir den Fokus auf die Ruhe und Stille, die wir nachts draußen oder bei geöffnetem Fenster wahrnehmen können.
Setze dich spät abends kurz vor dem ins Bett gehen auf deinen Balkon, auf die Terrasse oder mit einem Stuhl ans Fenster und schließe dabei die Augen. Genieße die Stille und versuche die wenigen noch ertönenden Geräusche wahrzunehmen und zuzuordnen. Dabei kannst du auch die Anzahl der unterschiedlichen Geräusche zählen. Nimm deine Gefühle in dieser behutsamen Ruhe der Nacht wahr. Anschließend kannst du die Augen öffnen und in die Dunkelheit blicken. Merke, wie sich deine Augen langsam daran gewöhnen und du allmählich immer mehr erkennen kannst.
Diese Übung kannst du täglich wiederholen.
Sie ist besonders hilfreich bei Problemen mit dem Einschlafen. Denn unser Körper ist tagsüber so vielen verschiedenen Reizen und Geräuschen ausgesetzt, dass der Körper abends etwas Zeit benötigt, um herunterzufahren und sich der Ruhe hinzugeben.
18. Beachtung der Selbstgespräche und eigenen Gedanken

In jedem Kopf laufen beinahe permanent sogenannte Selbstgespräche ab. Jedes Handeln und Ereignisse kommentieren wir so instinktiv in unserem Kopf.
Halte in deinem normalen Alltag kurz inne und sage deinem Kopf ganz deutlich „Stopp“. Nimm anschließend einen tiefen Atemzug und werde dir deiner Gedanken, die gerade in deinem Kopf umherschwirren bewusst. Wichtig ist jedoch, dass du die Gedanken dabei nicht beeinflusst, sondern sie fliesen lässt. Nimm die Rolle eines stillen Beobachters ein und erkenne ohne Urteil, wie verschiedene Gedanken in deinen Kopf kommen und durch andere abgelöst werden.
Der Grund dieser Übung liegt darin, dass wir durch unsere permanenten Gedanken oft auch Bewertungen vornehmen, die uns selbst unter Druck setzen oder Angst und Stress verursachen. Bei unachtsamem Umgang mit diesen Gedanken kontrollieren sie unser Leben und können es negativ beeinflussen.
Einfach und effektiv
Achtsamkeitsübungen sind einfach in den Alltag zu integrieren und doch so effektiv!
All die vorgestellten Übungen sind sehr einfach, ohne großen Aufwand in den Alltag zu integrieren.
Für die meisten Übungen wird lediglich ein Zeitaufwand von 5 bis 10 Minuten fällig und Materialien sind auch in den meisten Fällen nicht notwendig!
Jeder Mensch hat natürlich individuelle Vorlieben und Interessen und sollte sich deshalb nach diesen seine Lieblings-Übungen aussuchen. Denn nur wenn man die Übungen ernsthaft praktiziert und von ihnen überzeugt ist, sind sie auch wirklich zielführend und sorgen beispielsweise für eine stressfreiere Lebensweise, da man viele Situationen und Gegenstände ganz anders und bewusster wahrnehmen kann. Ist es für dich jedoch eine Qual gewisse Übungen irgendwie mit Mühe in deinen Alltag zu integrieren, solltest du lieber eine andere auswählen.
Zu Beginn sollte man sich am besten für ein oder zwei entscheiden und diese ernsthaft ein bis zwei Wochen erproben. Bist du damit zufrieden und merkst eine Verbesserung deiner Achtsamkeit, welche zu Entspannung führt, kannst du eine zusätzliche Übung ergänzend hinzufügen. Bei Unzufriedenheit wechsle, bis du das Optimale für dich gefunden hast.
Du wirst merken im Laufe der Zeit sind die Übungen so wohltuend für dich, dass du sie mit Freude in zunehmendem Maß in deinen Alltag integrieren wirst.
Fang an!
Doch durch das Lesen dieser Tipps und Anleitungen verbessert sich deine Achtsamkeit noch nicht! Nun bist du dran und du musst selbst aktiv werden! Du kannst nichts verlieren, sondern lediglich eine Menge an Eindrücken hinzugewinnen. Vielleicht kannst du auch deinen Partner, deine Familie oder Freunde überzeugen dies mit dir zusammen auszuprobieren. Dadurch kann man sich gut gegenseitig motivieren und auch über seine individuellen Erfahrungen mit verschiedenen Achtsamkeitsübungen austauschen.
Beginne also dein Leben selbst in die Hand zu nehmen und es durch einfache, unkomplizierte Übungen aufzuwerten. Denn das Leben ist schön, auch wenn wir es oft nicht wahrnehmen können auf Grund des Stresses und den vielen verschiedenen Eindrücken, die uns täglich quasi überrennen.
Doch du hast es in der Hand dies selbst zu ändern. Beginne nun mit regelmäßigen Achtsamkeitsübungen und verspüre schon bald eine mächtige Veränderung, sodass dein Leben angenehmer, schöner, entspannter und vor allem stressfreier wird!